Frühblüher im Stiftungswald
Ganz versteckt, wenn der Schnee geschmolzen ist und noch bevor die Bäume ihr Blätterdach schließen können, strecken sie ihren Kopf gen Sonne – Die Frühblüher in unseren Laubwäldern.
Denn den Pflanzen des Waldbodens bleibt nicht viel Zeit, die Sonne zu genießen – denn bald Treiben die Bäume ihre Blätter aus und dann gelangt nur noch wenig direkten Sonnenlicht an den Waldboden.
Aus diesem Grund lohnt sich ein Ausflug in einen Wald besonders auch im Frühjahr, denn dann sind eine Menge wunderschön blühender Pflanzen zu finden – wenn man genau hin schaut. Jedoch trifft dies leider längst nicht mehr für all unsere Wälder zu, sondern vor allem für sogenannte „historisch alte“ Wälder. Dies sind Wälder, welche schon sehr lange als Wald existieren und wo diese Arten überleben konnten. Wird aus dem Wald eine Wiese, dann verschwinden diese Arten, selbst wenn danach wieder ein Wald gepflanzt wird. Die Wiederbesiedlung dauert viele Hundert Jahre.
Auch wenn die Flächen der Naturschutzstiftung vor allem aus Moor bestehen, so können wir uns glücklich schätzen, ein paar wenige Bruchstücke solch „historisch alten Wälder“ mit hoher Naturnähe beobachten und bewahren zu können, denn gerade mal 2% aller Wälder unserer Region entsprechen diesem Kriterium.
Auf einen Spaziergang durch eben so einen Wald möchte ich heute einladen und zeigen, was es alles an Frühblühern zu entdecken gibt:
Buschwindröschen - Anemone nemorosa
Sie ist wahrscheinlich die bekannteste Frühlingswaldblume, zeigt aber auch historisch alte Wälder an. Wie ein Teppich aus weißen Blüten überzieht diese Pflanze mancherorts den Waldboden.
Im Boden befindet sich ein enges Geflecht aus Wurzeln (Rhizomen) aus denen sich immer neue Pflanzen bilden. Auf Plattdeutsch hießt das Buschwindröschen „Witte Oosterbloom“.
Bärlauch - Allium ursinum
Dies vor allem damit zu tun, dass die Pflanze auf feuchte aber basenreiche Standorte angewiesen ist, welche hier recht rar sind.
Der Name Bärlauch leitet sich wahrscheinlich daher ab, dass Bären nach dem Winterschlaf gerne diese Pflanzen gegessen haben. Auch bei uns Menschen dürfte der Bärlauch das bekannteste Wildkraut des Waldes sein.
Wald-Sauerklee - Oxalis acetosella
Im Gegensatz zu vielen anderen unserer krautigen Wald-Arten schmeckt der Sauerklee nicht nur sauer (Plattdeutsch – „Suurbrod“), sondern er wächst auch auf sauren Böden. Daher ist der Wald-Sauerklee auch recht häufig bei uns im Gebiet.
Zusätzlich ist der Wald-Sauerklee die schattenverträglichste heimische Blütenpflanze überhaupt. Die Blüten sind nur mittags in der Sonne geöffnet, erstrahlen dann aber in einem reinen weiß mit violetten Streifen.
Wald-Bingelkraut - Mercurialis perennis
Beim Trocknen im Herbst nehmen die Pflanzen oft einen blauschwarzen Metallglanz an, weswegen die Art in der mittelalterlichen Alchemie ein Bestandteil des „Stein der Weisen“ war.
Moschuskraut - Adoxa moschatellina
Schaut man nicht genau hin, so hält man die Art für nicht-blühende Buschwindröschen. Ein genaueres Hinschauen zeigt jedoch, dass die Blätter rundlicher sind und mit etwas Geschick kann man auch die unscheinbaren Blütenstände finden.
Der Name leitet sich daher ab, dass die Blätter welk schwach nach Moschus riechen und daher früher in die Wäsche gelegt wurden.
Scheiden-Gelbstern - Gagea spathacea
Die zierliche Pflanze liebt nährstoffreiche und bodennasse Eschen- und Eschen-Buchenwälder und Deutschland ist das Arealzentrum dieser Art.
Aus diesem Grund wurde in Deutschland der Scheiden-Gelbstern als eine nationale Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung eingestuft. Dies macht den Fund auf Stiftungsflächen natürlich nochmals besonders.
In Niedersachsen ist der Scheiden-Gelbstern auf der Vorwarnstufe, in Deutschland in die Kategorie „3“ (gefährdet) eingeordnet.